Städtebau
Die Neubauten für die Senioren-Wohnanlage orientieren sich in Ihrer Maßstäblichkeit an der im Norden angrenzenden Wohnsiedlung und nehmen gleichzeitig Bezug zum alten Finanzamt auf. Sie teilen sich auf in zwei Hauptbaukörper und sind untereinander sowie mit dem Alten Finanzamt durch niedrigere Zwischenbauten verbunden. Es entsteht ein Ensemble aus drei Baukörpern mit dem denkmalgeschützten Finanzamt als dominantes Gebäude. Die Hauptgebäude gruppieren sich um einen Hof, von dem aus alle Nutzungseinheiten erschlossen sind. Die Wohngebäude nehmen die Hauptfirstrichtung des Alten Finanzamtes auf. Sie sind in der Höhe gestaffelt und entlang der nördlichen Grenze versetzt. Es entstehen differenzierte Außenräume und spannungsvolle Beziehungen zwischen den Baukörpern. Die Eingänge befinden sich leicht auffindbar jeweils in den Zwischenbauten. Flach geneigte Satteldächer schließen die Wohngebäude ab und fügen sich durch diese ortstypische Dachform in die Umgebung ein.
Denkmalschutz und Umgang mit dem Bestand
Die Anordnung der Neubauten respektiert den Solitärcharakter des denkmalgeschützten ehemaligen Finanzamts bzw. „Rentamts“. Sie ordnen sich in Größe und Höhe dem Bestand unter. Es wird nur erdgeschossig an das neuklassizistische Gebäude angebaut, die höheren Gebäude halten einen angemessenen Abstand ein, der auch für den Brandschutz sowie Belichtung und Belüftung von Vorteil ist.
Kompakte Baukörper ohne Dachüberstand mit zurückhaltender moderner Fassadengestaltung nehmen sich gegenüber der reich verzierten historischen Fassade zurück. Die einfache Dachform der Satteldächer ohne Einschnitte oder Aufbauten geben dem Bestand mit Walmdach und Halbwalm-Risalit sowie verschiedenen Gauben Raum. Die zeitgemäße Gestaltung der Hauptbaukörper als Massivbau mit handwerklich bearbeiteter Putzstruktur und Lochfassade stellen jedoch einen Bezug zum Bestand her.
Erhebliche Aufwertung erfährt das Alte Finanzamt durch die Erweiterung des öffentlichen Vorbereichs zu einem Platz. Das historische Gebäude wird freigestellt und wird zum Blickfang und Orientierungspunkt aus Richtung der Fußgängerzone.
Bestand und Neubauten treten miteinander in Dialog und stärken sich gegenseitig.
Neubau der Wohnanlage und des Cafés
Das geforderte Raumprogramm für die Wohnanlage und das Café sind im Neubau untergebracht.
Bindeglied zwischen Seniorenzentrum und Wohnanlage ist das Café. Es bietet für die Besucher des Seniorenzentrums und die Bewohner der Wohnanlage einen Treffpunkt, ist aber auch für die Öffentlichkeit zugänglich und ermöglicht eine lebendige Mischung der Generationen. Das Café wird im Zusammenspiel mit der neuen Platzgestaltung Anziehungspunkt und Herz des Gebäudekomplexes. Es belebt den Platz und die Ausrichtung nach Süden sowie die geschützte Hofsituation schaffen einen attraktiven Freibereich mit Außenbewirtschaftung von Frühjahr bis Herbst.
Das Café teilt sich das Foyer mit dem Seniorenzentrum und hat ebenfalls eine direkte Verbindung in die Wohnanlage. Die Sanitärräume des Cafés können vom Foyer der Wohnanlage aus mit benutzt werden. Alle Nutzungseinheiten funktionieren jedoch auch eigenständig.
Die verschiedenen Wohnungen sind auf die beiden Hauptbaukörper mit je einem Treppenraum aufgeteilt. Im westlichen Gebäudeteil liegt zudem der barrierefreie Aufzug, alle 4 Geschosse dienen der Wohnnutzung. Im östlichen Gebäudeteil liegen die Wohnungen in den beiden Obergeschossen, das Erdgeschoss bleibt der öffentlichen Cafénutzung vorbehalten.
Der Zwischenbau bietet Raum für gemeinschaftliche Nutzungen und verbindet barrierefrei die beiden Haupttreppenhäuser.
Diese klare Gliederung erleichtert die Orientierung im Gebäude. Es entstehen je Geschoss überschaubare Einheiten, die die Entwicklung von Nachbarschaftskontakten unterstützen.
Die Wohnräume lassen über großzügige Fensterflächen viel Licht ins Innere. Die Besonnung erfolgt immer über 2 Fassadenseiten. Niedrige Brüstungen von 70cm erlauben ungehinderten Ausblick auch in sitzender Position, ohne jedoch den Bewohner fremden Einblicken auszusetzen. Alle Wohnungen verfügen über eine Loggia oder eine überdachte Terrasse als geschützten, privaten Freibereich, der die Wohnräume mit großen Schiebetüren optisch erweitert.
Im 1. und 2. Obergeschoss des westlichen Gebäudes sind die Wohnungen mit Nutzung durch eine Person untergebracht. Das Dachgeschoss wird als Seniorenwohngemeinschaft genutzt.
Im östlichen Gebäudeteil liegen die Wohnungen für 2 Personen.
Der Zwischenbau ermöglicht mit Foyer, Gemeinschaftsraum im Obergeschoss und gemeinschaftlich genutzter Dachterrasse die zwanglose Begegnung der Bewohner, die Kontaktaufnahme mit den Nachbarn und gemeinsame Aktivitäten wie regelmäßige Treffen, Buchclub, gemeinsames Kochen und Backen und vieles mehr. Der besonnte, private Freibereich mit Blick auf die Berge ist den Bewohnern vorbehalten und ergänzt sinnvoll das Angebot gemeinschaftlicher Flächen.
Leistungen:WettbewerbBGF:4.200 qmBaukosten:keine AngabeFertigstellung:Januar 2019